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F I 16/38a "18"
Transcription
Diese weiten Ausblicke zeigen uns den ungeheuren Horizont rein eidetischer Forschung, die in ihrer Reinheit völlig getrennt ist von der Erfahrungsforschung, so wie reine Idee getrennt ist von Erfahrungsgegenständlichkeit oder Natur im allerweitesten Sinn. Aber diese Trennung besagt für die Idee, Ideenwelt, Ideenwissenschaft und für Reales, Natur, Naturwissenschaft nicht Beziehungslosigkeit. Wenn Platon der Ideenwelt ein reines Sein im τόπος ὑπερουράνιος beimaß, so sprach er doch von der Methex[is] , vermöge deren alles und jedes Sein dieser empirischen Welt notwendig Beziehung zur Idee und damit auch, wie wir hinzufügen müssen, zu den entsprechenden idealen Wissenschaften haben muss. Diese Beziehung ist aber eine solche, dass sie vom Standpunkt der Erkenntnis und Wissenschaftsbegründung den eidetischen Wissenschaften einen ganz besonderen und höheren Rang einräumt. In den eidetischen Wissenschaften, insbesondere in den bezeichneten konstitutiven Ontologien (den aprior[ischen] ), liegen in gewisser Weise die reinen Prinzipien für die Ermöglichung aller Erfahrungswissenschaften. Mit Beziehung auf die philosophischen Kämpfe unserer Zeit und insbesondere zwischen empirischer und phänomenologischer Begründung der Erkenntnis möchte ich hier Folgendes hervorheben. Jede empirische Forschung bedarf, wenn sie zur Stufe nomologischer Wissenschaft erhoben werden soll, der ihr entsprechenden Ontologien, nämlich der Ontologien derjenigen Gegenständlichkeiten, die in dieser empirischen Forschung und empirischen Wissenschaft im Rahmen der realen Wirklichkeit festgestellt und erforscht sind. Machen wir uns das etwa in der Sphäre der Natur im engeren Sinn klar.
Transcriber
Thomas Vongehr