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B II 19/25a "49"
Transcription
In aller natürlichen Einstellung, mag sie solche der äußeren oder inneren Wahrnehmung, der äußeren oder inneren Ideation sein, stecken Daseinssetzungen bzw. Setzungen von Realitätsideen, und diese Setzungen nehme ich zurück, ich setze sie in Klammern, ich vollziehe phänomenologische Epoché und eben durch sie phänomenologische Reduktion. Die psychischen Zustände sind nun nicht mehr psychische Zustände, die psychischen Akte sind nun nicht mehr psychische Akte: nämlich im natürlichen Wortsinn sind sie es nicht. Zum Begriff des Zustandes gehört es, Zustand eines Realen zu sein. Den Zustand als solchen setzen, heißt also, das Reale selbst setzen, dessen Zustand es ist. Habe ich die Realität ausgeschaltet, so habe ich auch die Zuständlichkeit als solche ausgeschaltet, und doch bleibt in jedem Fall, wo ich den Blick auf das Erlebnis richte, der ganze eigene Gehalt des Erlebnisses übrig und nur seine reale Setzung als Zuständlichkeit der Person, als ihr Erlebnis im natürlichen Sinn ist fortgefallen. Und wie keine empirische Realität, nichts von empirisch substanzialem Sein, so ist auch nichts von eidetischer Realität, nichts von idealem Sein von Substanzialem gesetzt. Sowie ich phänomenologische Reduktion vollziehe und auf die rein phänomenologischen Erlebnisse mich einschränke, habe ich nicht die leiseste Voraussetzung gemacht, geschweige denn Behauptung darüber, ob materielle oder geistige Substanzen und Substanzen überhaupt in Wahrheit ideales Sein haben, oder, was damit äquivalent ist, ob dergleichen überhaupt a priori möglich ist. Die reduzierten Erlebnisse enthalten davon nicht das Mindeste. Sie in der Reduktion erforschen, heißt also, in keiner Weise Behauptungen machen oder gar solche voraussetzen in Betreff der geometrischen, temporalen, überhaupt irgendwelcher real-ontologischer Wesenheiten.
Transcriber
Thomas Vongehr