Manuscript page

B II 19/42a "66" "42"

Transcription

Der Mathematiker vollzieht mathematisches Bewusstsein: Was er erkennt, sind die mathematischen Objekte. Andererseits, was die Phänomenologie erkennt, ist das mathematische Bewusstsein in Bezug auf das mathematische Objekt und das mathematische Objekt in Bezug auf das Bewusstsein. Das aber nicht empirisch und psychologisch, so wenig als biologisch. Der Mathematiker gehört in die Zoologie, das mathematische Bewusstsein als reales Faktum in die Psychologie. Das mathematische Bewusstsein in reiner Reduktion in die Phänomenologie. Ebenso für jede mögliche Wissenschaft, die nicht selbst Phänomenologie ist: die Naturwissenschaften, die soziologische Wissenschaft etc. Natürlich, auch das Phänomenologische ist bewusst, und es ist zwischen dem Phänomenologischen und dem Bewusstsein von ihm zu unterscheiden. Aber die Phänomenologie als Wissenschaft vom Bewusstsein überhaupt und seinen Korrelaten ist selbstverständlich auf sich selbst bezogen; auch die Bewusstseinsweisen, in denen phänomenologische Data gegeben sind, zu erforschen, ist ihre Aufgabe. Es ist das eine ähnliche Rückbeziehung auf sich selbst, die in anderer Weise die Logik hat: Die logischen Gesetze sind die formalen Prinzipien aller Wissenschaft, also auch die formalen Prinzipien der logischen Wissenschaft selbst. Jede universelle wissenschaftstheoretische Disziplin ist wie auf alle Wissenschaften so auf sich selbst (da sie eben selbst Wissenschaft sein soll) bezogen.

Transcriber

Thomas Vongehr