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B II 19/49a "73" "49"
Transcription
Verweilen wir noch einen Augenblick bei diesem Thema der Korrelate, und machen wir uns noch an anderen Beispielen die Verschiedenartigkeit der unter dem Titel Korrelat befassten Vorkommnisse deutlich. Knüpfen wir an einen Zweifel an, den in Ihnen vielleicht die Gegenübersetzung von Gegenstand in Anführungszeichen, als Korrelat also, und wirklichem Gegenstand der Wahrnehmung und sonstigen Bewusstseins von Realem erweckt haben mag. In der phänomenologischen Forschung haben wir es mit der cog[itatio] selbst und ihren Korrelaten zu tun. Wir urteilen also nicht über den wirklichen Gegenstand, sondern über Gegenstand als Korrelat. Also scheint es, dass wir damit auch die Probleme, welche das Wesen der Beziehung des Bewusstseins auf Wirklichkeit und speziell die Probleme der Erkenntnismöglichkeit von Realem, wirklichem Realen, [angehen] , ausgeschaltet haben. Wir knüpfen hier an, um zunächst zu zeigen, dass auch das „Wirkliche“ uns in unserer Sphäre als Korrelat auftritt, und zwar in eigener Weise, als ein eigenes Korrelat.
Gehen wir aus von einer äußeren Wahrnehmung. Zu ihr gehört es wesentlich, einen Gegenstand, etwa ein Ding oder einen dinglichen Vorgang, zur Erscheinung zu bringen. Ebenso aber auch [tun dies] eine Erinnerung und nicht minder eine bildliche Anschauung und wiederum eine freie Phantasie. Und in allen diesen Anschauungsarten kann die Anschauung eine einzelne sein; oder es kann eine bald kontinuierliche, bald diskrete und dann synthetisch vereinigte Mannigfaltigkeit von einzelnen Anschauungen Erlebnis sein, in denen bewusstseinsmäßig derselbe Gegenstand angeschaut ist. Wir können uns auch den Fall so denken, dass der Gegenstand, der da jeweils erscheint, und zwar sowohl der Gegenstand schlechthin wie der Gegenstand im Bestand seines erscheinenden bestimmten und unbestimmten Beschaffenheitsgehalts, überall völlig gleich ist. Etwa ein Baum ein inhaltlich bestimmter Baum: In der Wahrnehmung bzw. Wahrnehmungsreihe steht er da, von den und den Seiten, in der bestimmten Orientierung, in einer bestimmten Dauer, in der Dauer so und so sich verändernd, nach gewissen unsichtigen Seiten mitaufgefasst, aber in einer gewissen Weise der Unbestimmtheit vorstellig. Im Bild, sei es einem ruhenden Bild, sei es etwa einem kinematographischen,
Transcriber
Thomas Vongehr