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F IV 3/4b "80"

Transcription

Wir können uns das so klarmachen. Lassen wir zunächst die Phänomenologie. Stehen wir auf dem Boden der Erfahrung und betrachten wir in einer Realitätssphäre die typischen Gestaltungen der uns in der Erfahrung entgegentretenden konkreten Realitäten, so begrenzt sich eben durch die Faktizität der Erfahrung die Unendlichkeit möglicher Typen auf die eben in der Erfahrungssphäre wirklich vorkommenden. Der Mensch z.B. ist in leiblicher Hinsicht ein allgemeiner und identifizierbarer Typus, zu dem eine typische Gestalt, ein Inbegriff typischer sinnlicher Merkmale gehört, ebenso in der Einzelbetrachtung seiner realen Teile und seines realen Werdens ein typischer Bau, eine typische biologische Entwicklung usw. Ebenso [für] jede Tierart. Wir können so Haupttypen unterscheiden, sie unter einen obersten Gattungsbegriff von typischer Art bringen und klassifizieren im Rahmen etwa der typischen Gattung Tier. Würden wir aber die Empirie fallen lassen und die idealen Möglichkeiten hier erforschen wollen in abschließender Vollständigkeit, so kämen wir auf grenzenlose Unendlichkeiten. Die menschliche Gestalt ist unendlich vielfach abzuwandeln in andere Gestalten, der menschliche Geist auch; und so können wir, von jedem erfahrungsmäßig gegebenen Typus ausgehend, unendlich viele Typen gebildet denken. Da ist von einer vollständigen Klassifikation keine Rede mehr, so vollständig, dass sie alle besonderen Typen in sich befasste.

Gestrichen: Und es ist da nicht abzusehen, wie sich eine systematische und reine Wissenschaft von den möglichen Typen überhaupt konstituieren sollte, obschon doch die Idee eines Typus etwas rein eidetisch Fassbares ist. [1] Ende der gestrichenen Stelle

In gewisser Weise umspannt nun zwar die reine Geometrie alle ideal möglichen Raumgestalten in exakt-begrifflicher Weise. Aber es ist klar, dass sie mit ihren exakten Begriffen keine typischen Unterschiede erfasst. Wer wollte auch die typische Blattform „lanzettförmig“ durch geometrische Begriffe exakt beschreiben? Oder die typische Leibesform eines Menschen? Gestrichen: So verhält es sich auch in der phänomenologischen Sphäre. Wenn wir rein eidetische Phänomenologie treiben, so können wir zwar Typenideen erfassen, aber eine systematische wissenschaftliche Klassifikation aller möglichen Typen ist, soweit ich sehe, nicht möglich. Dagegen bietet sich in der Phänomenologie als Möglichkeit das Analogon der Geometrie. Ende der gestrichenen Stelle

[1] Randbemerkung: Das ist zu weit gegangen

Transcriber

Thomas Vongehr